Im Lesesaal des Berliner Physiologischen Instituts verkündete Robert Koch die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers. Der Tag, an dem der 38-Jährige einst seinen berühmten Vortrag hielt, wird jedes Jahr als Welttuberkulosetag begangen.
Mit speziellen Färbetechniken, neuen Nährmedien und Kulturbedingungen war es ihm gelungen, die Tuberkel-Bazillen (Mycobacterium tuberculosis) sichtbar zu machen. Mit dieser Entdeckung erlangte Koch Weltruhm. Er wurde im Jahre 1905 auch mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet.
Die Tuberkulose hatte sich im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einer Volkskrankheit entwickelt. Rund ein Siebtel der Bevölkerung im Deutschen Reich starb damals an der sogenannten weißen Pest. Auch viele berühmte Persönlichkeiten, u.a. aus Politik, Kunst und Kultur, fielen ihr zum Opfer.
Koch weckte die Hoffnung, die Übertragungsmechanismen der Krankheit endlich zu verstehen und sie dadurch heilen zu können. Einen Impfstoff gegen Tuberkulose zu finden gelang ihm jedoch nicht.
Das erste wirksame Medikament gegen Tuberkulose wurde erst Mitte des 20. Jahrhunderts entwickelt: Das Antibiotikum Streptomycin. Tuberkulin kommt neben neueren Verfahren auch heute noch zum Einsatz, um eine Tuberkulose-Infektion zu diagnostizieren.
Die Tuberkulose zählt leider weltweit immer noch zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Nach Angaben der WHO erkranken jährlich etwa 10 Mio. Menschen an einer Tuberkulose und etwa 1,5 Mio. Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen dieser Krankheit, oftmals aufgrund einer unzureichenden Diagnose und Behandlung. Rund 85% aller Neuerkrankten leben in Afrika, Südostasien und der westlichen Pazifikregion.
Entscheidend für eine effektive Tuberkulosebekämpfung sind die rasche Entdeckung Erkrankter, die Isolierung infektiöser Patientinnen und Patienten und eine schnell einsetzende effiziente Therapie. WHO Ziel bis 2035 ist es, die TB-Inzidenz global im Vergleich zum Jahr 2015 um 90% und die TB-Todesfälle um 95% zu senken.
Auch wenn in Europa nur ein vergleichsweise geringer Anteil der Tuberkulosefälle auftritt, hat diese Infektionskrankheit eine große Bedeutung für die öffentliche Gesundheit. Das liegt vor allem an den teils hohen Raten an medikamentenresistenter Tuberkulose.
In Deutschland ist Tuberkulose eine seltene Erkrankung geworden. Im Jahr 2020 wurden 3.896 Tuberkulosen registriert, was knapp 5 Erkrankten pro 100.000 Einwohnern entspricht. Dies bringt allerdings mit sich, dass Ärztinnen und Ärzte bei der Diagnosefindung oftmals nicht mehr an die Tuberkulose denken.